Historische Mauern

Der Umgang mit historischen Mauern wird in der technischen Vollzugshilfe „Erhaltung historischer Verkehrswege“ [PDF 8 MB] auf den Seiten 67 bis 71 behandelt.

Grundsätze der Erhaltung

Das Vorgehen zur Erhaltung von historischen Mauern kann gemäss technischer Vollzugshilfe, Seite 68 f., wie folgt zusammengefasst werden: Steinmauern erfordern periodische Überprüfungen und fachgerechten Unterhalt. Besondere Ansprüche stellt die Erhaltung von Trockenmauern. Bäume und Sträucher, die im Mauerwerk wurzeln, sind regelmässig zurückzuschneiden oder zu entfernen.
Die gestalterischen und technischen Bedingungen und die Materialwahl für eine Instandsetzung sind auf der Grundlage einer Analyse der vorhandenen Mauertypen und verwendeten Materialien (inkl. eventuell Mörtel) festzulegen. Grundsätzlich ist vorhandenes Steinmaterial wieder zu verwenden, der Ersatz aus der Umgebung zu beschaffen und in der Grösse auf das Vorhandene auszurichten. Dabei ist auf Farbigkeit und Textur zu achten.
Die handwerkliche Ausführung hat sich an den bestehenden, intakten Mauerteilen zu orientieren und in diese einzufügen. Besonderes Gewicht ist auf die Gestaltung der Sichtflächen der Mauern zu legen, und es ist ein einziger Ausführungsstil bei der gesamten Weganlage durchzuziehen. Wird Mörtel eingesetzt, ist unbedingt ein elastischer Kalk oder kalkhaltiger Mörtel anzuwenden, und es wird empfohlen, vorgängig Farbtests durchzuführen.
Für neue Mauern, die nicht nach einem lokalen historischen Vorbild rekonstruiert werden, gilt der Grundsatz, dass sie sich von bestehenden Mauern unterscheiden sollen und dürfen. Ein allfälliger Einsatz der Blendmauertechnik ist denkmalpflegerisch, ökologisch und statisch genau abzuklären. Der Entscheid ist zusammen mit den zuständigen Fachstellen vorzunehmen.

Weiterführende Literatur

  • TUFNELL, Richard et al., 2009: Trockenmauern. Anleitung für den Bau und die Reparatur. Steffisburg.
  • MAIER, Josef, 2002: Handbuch Historisches Mauerwerk. Untersuchungsmethoden und Instandsetzungsverfahren. Basel.
  • Norm SIA 266/2: Natursteinmauerwerk. Zürich.
  • Norm SIA 269/6-1: Erhaltung von Tragwerken – Mauerwerksbau, Teil 1: Natursteinmauerwerk. Zürich.

Praxisbeispiele zu historischen Mauern

Steinbeschaffung

stein sigriswil
  • Da die lokal vorhandenen Lesesteine nur bedingt für den Bau stabiler Trockenmauern geeignet waren, wurden bei der Instandstellung Stampach (Sigriswil BE) als Ergänzung Kieselkalksteine aus einem nahen Steinbruch eingesetzt.
 
stein schupfheim
  • Entlang der Frutteggstrasse (Schüpfheim LU) fanden sich vor allem verwitterungsanfällige Steine aus Nagelfluh. Für die Instandstellung der trocken gemauerten Stützmauern konnte aber glücklicherweise ganz in der Nähe besser geeigneter, verwitterungsfester Sandstein gewonnen werden.
 

Stabilität von hohen Stützmauern sicherstellen

stabilitat hospental
  • Eine mächtige, bis zu vier Meter hohe Stützmauer an der Gotthardkunststrasse bei Hospental (UR) konnte nach ihrem Einsturz im Mai 2010 dank sorgfältig geplanten Massnahmen als Trockenmauer wieder aufgebaut werden.
 
stabilitat schupfheim
  • Die teilweise hohen, trocken gemauerten Stützmauern entlang der Frutteggstrasse (Schüpfheim LU) wurden sowohl bei ihrer Erstellung im 19. Jahrhundert als auch bei der Instandstellung 2008-2010 durch Maueranker verstärkt.
 
stabilitat burgenstock
  • Am Felsenweg Bürgenstock (Luzern LU) wurden für die Stabilisierung von hohen Trockenmauern aufgrund der schlechten Zugänglichkeit moderne Methoden eingesetzt. Exponierte, einsturzgefährdete Stellen wurden mit Armierungsnetzen und Spritzbeton verfestigt und mit Felsankern gesichert.
 

Freistehende Mauern instandstellen

mauern buechholz
  • Bei der Instandstellung der Trockenmauern Buechholz (Silenen UR) wurden entsprechend dem historischen Vorbild sehr breite, materialintensive Mauern erstellt, die stellenweise Ähnlichkeiten mit Lesesteinwällen aufweisen.
 
mauern rothorn
 

Umgang mit vermörtelten Mauern

schlossmauer
  • Die Instandstellung der vermörtelten Schlossmauer Münchenwiler (BE) erfolgte punktuell und in kleinen Etappen, so dass die intakten historischen Mauerteile unverändert belassen werden konnten.
 

Brüstungsmauern instandstellen

  • Um künftig Schäden durch Dehnbewegungen zu vermeiden, wurden die vermörtelten Brüstungsmauern entlang der Twingistrasse (Binn VS) bei der Instandstellung mit Dehnfugen versehen.
brustung beatenberg
  • Die Brüstungsmauern entlang der Seestrasse (Beatenberg BE), welche zugleich als Fahrzeugrückhaltesystem dienen, wurden 2010 – 2011 instand gestellt und unter Schonung der historischen Substanz an die modernen Sicherheitsanforderungen angepasst.
 

Trockenmauern als Lebensräume für Kleintiere

brustung planalp
  • Um den Lebensraum für Eidechsen, Blindschleichen und Schlangen aufzuwerten, wurden entlang des südexponierten Weges von Brienz auf die Planalp (Brienz BE) neben der Instandstellung von Trockenmauern alte Lesesteinhaufen vom Bewuchs befreit, stellenweise ergänzt und der Lichteinfall verbessert.
 
brustung stampach
  • Die Instandstellung von Trockenmauern bei Stampach (Sigriswil BE) hatte unter anderem zum Ziel, Lebensraum für die völlig harmlose und geschützte Schlingnatter zu schaffen.
 

Einsatz von Baumaschinen beim Bau traditioneller Mauern

baumschine buechholz
  • Da bei der Instandstellung der Trockenmauern Buechholz (Silenen UR) bedeutende Mengen an Erde und Steinen verschoben werden mussten, kamen kleine und leichte Baumaschinen zum Einsatz. Die Handarbeit konnte damit erleichtert, aber nicht ersetzt werden.