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IVS-Newsletter 02 / 2020
Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS
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Inhalt:
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Alte Averserstrasse durchgängig begehbar
Abgerutschte alte Averserstrasse bei Starlera. Fundament und Hangsicherung für den Neuaufbau der Stützmauer.
Die «alte Averserstrasse» von 1890/1895 im Kanton Graubünden verbindet Juf mit der Roflaschlucht in der Nähe von Andeer. Attraktive Brücken und Mauern aus Naturstein, Geländer aus Natursteinsäulen sowie traditionelle Lawinenverbauungen machen die Strasse zu einem aussergewöhnlichen Kulturgut. Im 2020 wurde die eingestürzte Stützmauer bei Starlera wiederaufgebaut und bei Plan Davains ein letztes Stück des Fussgängersteges an die Kantonsstrasse angebaut (vgl. Fotos). Mit diesen beiden Massnahmen ist ein Meilenstein im Avers erreicht worden. Das Tal ist nun wieder durchgehend auf einem eigenen, von der Hauptstrasse abgesetzten Wanderweg begehbar.
Die Averserstrasse ist für den Schutz historischer Verkehrswege in mannigfacher Hinsicht beispielhaft. Die befahrbare Talstrasse war in den 1960er-Jahren durch den Aus- und Neubau einer zusätzlichen Strasse stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Um die alte Averserstrasse vor dem endgültigen Verfall zu bewahren, musste sie dringend repariert und die Kunstbauten instand gestellt werden. Die Initiative dafür ging von Oskar Hugentobler, Bruno Loi und Valentin Luzi aus. Für die Erfolgsgeschichte waren zudem folgende Punkte ausschlaggebend:
- Die Gründung des Vereins «Alte Averserstrasse», der das Projekt breit abstützt und mit dem die Unterstützung (Finanzen, Fronarbeit) organisiert werden konnte
- Das langjährige Engagement der Vereinsmitglieder, das auch ungezählte Stunden der Freiwilligenarbeit am Weg bedeutete
- Die etappierte, langfristige Vorgehensweise mit einer sorgfältigen Finanzierung
- Ein hoher Durchhaltewille, besonders nach regelmässigen Naturereignissen, welche die historische Strasse von Neuem in Mitleidenschaft zogen
- Die Einbindung ins Wanderwegnetz und in den Themenweg «Walserweg Graubünden»
Neu angebauter Fussgängersteg an der Kantonsstrasse. Dadurch sind die letzten Lücken im Netz geschlossen, der Wanderweg kann nun gesamthaft abseits der Kantonsstrasse begangen werden.
Mit der instand gestellten Averserstrasse konnte ein für die Öffentlichkeit beinahe verlorenes Stück Verkehrsgeschichte erhalten werden. Zudem kann nun ein landschaftlich herausragendes Tal über lange Distanz wieder durchwandert werden. Für die IVS-Fachstelle ist es immer wieder schön, wenn Projekte wie die Averserstrasse mit ihren zahlreichen, kultur- und denkmalpflegerisch wertvollen Elementen realisiert werden können.
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Das IVS im 2020 – ein besonderes Jahr geht zu Ende
Der Schutz der historischen Verkehrswege blieb von den Auswirkungen der Corona-Pandemie im laufenden Jahr weitgehend verschont. Nachdem im Frühling durch den Lockdown kaum Gesuche für Finanzunterstützungen eingereicht wurden, normalisierte sich das Gesuchsaufkommen und erreichte bis Ende 2020 das Niveau der Vorjahre. Als wieder regelmässige Begehungen möglich waren, konnten auch die Verzögerungen bei der Bearbeitung der hängigen Gesuche aufgeholt werden. So hat das ASTRA im 2020 für 23 Projekte zur Erhaltung historischer Verkehrswege eine finanzielle Unterstützung verfügt. Damit werden aktuell 61 Finanzhilfeprojekte bearbeitet. Zurzeit werden zudem 16 neue Projekte geprüft. Dabei zeigt sich, dass zunehmend Gesuche mit einem hohen Finanzbedarf eingereicht werden. Das hat zur Folge, dass Auszahlungen auf die Folgejahre etappiert werden müssen. So ist das Budget für 2021 in der Planung schon heute praktisch ausgeschöpft.
Die Pandemie hat die Mobilität und unsere Reisetätigkeit massiv eingeschränkt. Das hat im Sommer zu einem ungeahnten Aufschwung des Wandertourismus in der Schweiz geführt. Voraussetzung für die Beliebtheit des Wanderns – ein Trend, der sich bereits vor Corona abgezeichnet hatte – sind nebst der Landschaften auch qualitativ hochstehende und attraktive Wanderwege. Gerade dazu können historische Verkehrswege einen namhaften Beitrag leisten, verlaufen doch schweizweit rund 8‘000 km IVS-Strecken (v.a. von lokaler und regionaler Bedeutung) «mit Substanz» oder «mit viel Substanz» auf Wanderwegen mit Naturbelag. Dies zeigt, dass die Erhaltung historischer Wege über die kulturgeschichtliche Bedeutung hinaus eine wichtige Rolle spielt für den Tourismus und die Wertschöpfung in strukturschwächeren Regionen. Mit Blick auf finanziell absehbar schwierigere Zeiten wird sich das ASTRA bemühen, gerade auch Projekte von kleineren, wirtschaftlich weniger potenten Körperschaften unterstützen zu können.
Regionale Verteilung der rund 60 Finanzhilfeprojekte, die Ende 2020 in Bearbeitung sind. (Grafik B&H, Kartengrundlage ThemaKart BFS 2004)
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