Praxisbeispiel Alpgasse und Touristenweg Brienz – Brienzer Rothorn

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IVS-Objekte BE 161.1.1 und BE 161.2.2 im IVS-GIS

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Ein Abschnitt mit beidseitigen Trockenmauern vor der Instandstellung (Foto: F. Bieri, Basler & Hofmann)

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Derselbe Abschnitt wie oben nach Instandstellung. Neben der Erneuerung der Trockenmauern wurden viele Bäume entfernt, um den Lichteinfall zu verbessern (Foto: C. Jost, Basler & Hofmann)

IVS-Objekte: BE 161.1.1, BE 161.2.2
Bedeutung nach NHG: national, mit Substanz und mit viel Substanz

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Von der Instandstellung waren zwei historische Verkehrswege unterschiedlichen Ursprungs betroffen. Der Weg BE 161.1 war ursprünglich eine Alpgasse und führt von Brienz auf die Planalp. Er diente als Verbindung vom Siedlungsraum am Seeufer zu den Alpweiden südlich des Brienzer Rothorns. Später, in der Hochblüte des Tourismus im 19. Jahrhundert, in der sogenannten Belle Époque, wurde der Aufstieg von Brienz zum Brienzer Rothorn zum Touristenweg ausgebaut. Die ursprüngliche Alpgasse wurde dadurch über längere Wegabschnitte vom Touristenweg BE 161.2 überprägt. Die detaillierte Geschichte des Weges kann im IVS-Streckenbeschrieb BE 161 und den dazugehörigen Linienführungs- und Abschnittsbeschrieben nachgelesen werden.

Im August 2005 verwüstete ein Murgang am Trachtbach Teile der Ortschaft Brienz. Um das Dorf vor künftigen Murgangereignissen zu schützen, wurden am Trachtbach grössere bauliche Eingriffe umgesetzt. Die Eingriffe beeinträchtigten das Landschaftsbild und führten in einem schützenswerten Orchideen-Buchenwald zum Verlust von geschützten Pflanzen. Als Kompensation für den Eingriff wurde entschieden, den in der Nähe gelegenen historischen Verkehrsweg auf das Brienzer Rothorn für Mensch und Tier aufzuwerten. Dazu wurden unter anderem die bestehenden Trockenmauern instandgestellt, Lesesteinhaufen angelegt und mit grosszügigem Holzschlag der Lichteinfall verbessert. [Sigmaplan 2009: 1 ff.]

Ausführung: 2008–2010
Instandstellungskosten: 112‘000.–

 

Historische Verkehrswege und ökologische Aufwertungen

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Ein Stück Trockenmauer vor der Instandstellung (Foto: F. Bieri, Basler & Hofmann)

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Nach dem Ausholzen dringt viel Licht zur instandgestellten Trockenmauer (Foto: C. Jost, Basler & Hofmann)

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Ein Lesesteinhaufen bietet Unterschlupf für zahlreiche Kleinlebewesen (Foto: C. Jost, Basler & Hofmann)

Die Instandstellung des historischen Verkehrsweges von Brienz auf die Planalp wurde im vorliegenden Fall auch aus ökologischen Gründen in Angriff genommen. Zusammen mit der südexponierten Lage bieten die wegbegleitenden Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Mauerruinen, Lesesteinwälle und Lesesteinhaufen vielfältige Lebensräume für zahlreiche Reptilienarten wie Blindschleichen, Zauneidechsen, Mauereidechsen, Ringelnattern, Schlingnattern und Aspisvipern. Da die Reptilien besonnte, warme Standorte bevorzugen, bestand eine wichtige Massnahme darin, durch Ausholzen für genügend Lichteinfall zu sorgen. Während es den Reptilien entgegenkommt, wenn Trockenmauern von Büschen und starkem Bewuchs befreit werden, dient die eigentliche Instandstellung der Trockenmauern der Erhaltung der historischen Substanz und stellt die Begehbarkeit des Weges sicher. Aus Sicht der Reptilien eignen sich Mauerruinen und Steinhaufen genauso gut als Lebensräume wie intakte Trockenmauern. [Sigmaplan 2009: 1 ff.]

 

Grenzen der Übertragbarkeit

Die ursprüngliche Weganlage stammt aus dem Mittelalter und wurde in der Belle Epoque des 19. Jahrhunderts touristisch überprägt. Beim Übertragen der Baumethoden auf andere Projekte ist stets dem regionalen und historischen Kontext Rechnung zu tragen.

Kontaktadressen

  • Projektleitung: Forstverwaltung Brienz, Hans Peter Weber, Hauptstrasse 204, 3855 Brienz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
  • Projektskizze Ökologie: Sigmaplan AG, Regula Schild, Thunstrasse 91, 3006 Bern, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
  • IVS-Fachstelle des Kantons Bern: siehe Adressliste

Quellen

Sigmaplan, 2009: Ökologische Aufwertung und Wiederherstellung des historischen Verkehrsweges Brienz-Planalp. Projektskizze ökologische Ersatzmassnahme. Bern.