Praxisbeispiel Tourismusweg Brienzer Rothorn Brienz BE

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IVS-Objekt BE 161 im IVS-GIS

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Ausblick vom Tourismusweg auf die Berner Hochalpen (Foto: H. P. Kistler, ASTRA)

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Instandgestellter Wegabschnitt (Foto: H. P. Kistler, ASTRA)

IVS-Objekt: BE 161
Bedeutung nach NHG: national, mit Substanz und mit viel Substanz

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Der Weg von Brienz über die Planalp auf das Rothorn ist ein typischer Tourismusweg. Zwischen Brienz und der Planalp diente der Weg ursprünglich als Verbindung zwischen der Dauersiedlung am Brienzersee und den Weiden der Planalp, wobei die Planalp im Mittelalter sogar dauerhaft besiedelt war. Ab dem 18. Jahrhundert erlangte das Rothorn dann zunehmend eine touristische Bedeutung. Der vorliegende Weg entstand in den Anfängen des schweizerischen Bergtourismus in 1830er Jahren und stellt damit im Berner Oberland – zusammen mit dem Weg von Grindelwald auf das Faulhorn – eine Pionierleistung dar. Die touristische Erschliessung des Rothorns nahm in Folge des Wegbaus zu, führte zur Errichtung diverser gastronomischer Einrichtungen und schliesslich zum Bau einer Schmalspur-Dampfbahn. Die detaillierte Geschichte des Weges kann im IVS-Streckenbeschrieb BE 161 nachgelesen werden.

Der Hangweg im oberen Drittel der Gesamtstrecke ist erdreich, die Wegoberfläche zumeist unbefestigt mit einer Oberfläche aus Lockermaterial. Im obersten Teil wechseln sich Lockermaterial und anstehender Fels ab. Witterung, Weidgang und starke touristische Begehung führten zu Erosionserscheinungen. Durch herunterrollendes Lockermaterial wurde der einstmals grosszügige Weg allmählich zugeschüttet und stellenweise bis auf die Breite eines Trampelpfades reduziert.

In den Jahren 2011 und 2012 wurden verschiedene sanfte Instandstellungsmassnahmen ergriffen, um die Begehbarkeit und das traditionelle Erscheinungsbild des historischen Tourismusweges zu sichern.

Ausführung: 2011 bis 2012
Instandstellungskosten: 160‘000.–

 

Erosionsschutz mit einfachen Querabschlägen

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Einfacher Querabschlag aus Holz (Foto: H. P. Kistler, ASTRA)

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Querabschlag aus Bruchsteinplatten (Foto: H. P. Kistler, ASTRA)

Schmelzwasser und Niederschläge haben der Wegoberfläche aus Lockermaterial stark zugesetzt. Die Instandstellung der Wegoberfläche erfolgte mit traditionellen Methoden und weitgehend mit vorhandenem Material. Auf den Einsatz von Beton und Rohrleitungen konnte verzichtet werden. An neuralgischen Stellen wurde die Entwässerung mit einfachen Querabschlägen verbessert. Hierfür wurde einerseits Rundholz verwendet, welches talseitig von Bruchsteinen gesichert wird. Andererseits wurden Bruchsteinplatten im L-Profil verlegt. Von den vertikalen Platten ragt dabei nur ein kurzes Stück aus dem Boden, der Grossteil der Platte befindet sich im Boden und sorgt für einen festen Halt. Diese rudimentären Massnahmen fügen sich gut in die Landschaft ein und erfüllen bei einem regelmässigen Unterhalt ihren Zweck genauso wie wesentlich aufwendigere Konstruktionen.

 

Arbeiten am Wegkörper

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Stark verengtes Querprofil vor der Instandstellung (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)

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Bergseitiger Böschungsabtrag zur Profilverbreiterung (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)

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Talseitige Befestigung der Böschung mit Bruchsteinen (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)

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Hervorragende Stolpersteine, die zur Entfernung markiert wurden (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)

Die genannten Erosionsprozesse, aber auch Viehtritt und herunterrollendes Lockermaterial verengten die Breite des Weges erheblich. Oberflächenerosion führte in jenen Bereichen, wo das anstehende Gestein nur wenige Zentimeter unter der Wegoberfläche liegt, zu gefährlich hervorstehenden Steinen. Mit einfachen Arbeiten wurde situativ eingegriffen und die Begehbarkeit des Tourismusweges qualitativ verbessert: Geröll auf dem Weg wurde entfernt, Stolperfallen aus anstehendem Fels wurden mit dem Steinschlegel zertrümmert, Böschungen wurden bergseitig abgetragen und talseitig aufgeschüttet und mit grossen Bruchsteinen befestigt.

 

Grenzen der Übertragbarkeit

Das Objekt stammt aus den 1830er Jahren und weist für die Epoche und den Standort typische Baumerkmale auf. Beim Übertragen der Baumethoden auf andere Projekte ist stets dem regionalen und historischen Kontext Rechnung zu tragen.

Kontaktadressen

  • Projekt- und Bauleitung: Forstverwaltung der Einwohnergemeinde Brienz, Hanspeter Weber, Hauptstrasse 204, 3855 Brienz, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
  • IVS-Fachstelle des Kantons Bern: siehe Adressliste

Quellen

  • WEBER, Hanspeter, 2010: Wiederherstellung des historischen Verkehrsweges Planalp-Rothorn. Einwohnergemeinde Brienz. Brienz.