Praxisbeispiel Stampach Sigriswil BE
IVS-Objekt BE 11.2.2 im IVS-GIS
Instandgestellte Stützmauer bergseitig des historischen Saumweges (Foto: S. Winzenried, Salamandra)
Mauerabschnitt während der Instandstellung: Die länglichen Bindersteine werden senkrecht zum Haupt der Mauer verlegt und verbinden die Mauer mit Hinterfüllung und Hang (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)
Besonnte Trockenmauern bieten Lebensraum für die harmlose und geschützte Schlingnatter. In der Abbildung lässt sich gut versteckt unter Steinen und Blättern ein Exemplar ausmachen (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)
IVS-Objekt: BE 11.2.2
Bedeutung nach NHG: national, mit Substanz
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Der Wegabschnitt durch den Rebberg bei Stampach ist Teil des Saumweges von Unterseen nach Thun entlang des rechten Thunerseeufers, wie er bestanden hatte, bevor der Strassenbau des 19. Jahrhunderts die durchgehende Fahrstrasse brachte. Der Saumweg führte an den Beatushöhlen vorbei, welche im ausgehenden Mittelalter Ziel von Wallfahrten gewesen waren. Die Legende des Heiligen Beatus, der in diesen Höhlen gelebt haben soll, liess eine Pilgertradition zu den Beatushöhlen entstehen. Die detaillierte Geschichte des Weges kann im IVS-Streckenbeschrieb BE 11.2 nachgelesen werden.
Der Saumweg wird in diesem Abschnitt von bergseitigen Trockenmauern begleitet. 2010 stürzte am östlichen Rand des Rebbergs Stampach eine dieser trocken gemauerten Stützmauern partiell ein. Da die angrenzenden Mauerpartien ebenfalls vom Einsturz bedroht waren, wurde die Mauer auf einer Länge von rund 30 Metern in traditioneller Bauweise neu aufgebaut. Gleichzeitig (und finanziell unabhängig vom IVS-Projekt) wurden an gut besonnter, etwas zurückversetzter Lage zwei weitere Trockenmauern errichtet, welche der im Rebberg vorkommenden Schlingnatter (Coronella austriaca) als Lebensraum dienen sollen.
Ausführung: 2011
Instandstellungskosten: 40‘000.–
Steinauswahl für Trockenmauern

Als Läufer (Bausteine) dienten sowohl lokal vorhandene, gerundete Sedimentsteine, als auch Kieselkalksteine aus einem nahen Steinbruch (Foto: J. Zurschmiede, Basler & Hofmann)
Grundsätzlich sollte beim Trockenmauerbau möglichst auf ortstypisches Steinmaterial zurückgegriffen werden. Die lokal vorhandenen Lesesteine waren im vorliegenden Fall eher kleine, gerundete Sedimentgesteine, welche sich nur bedingt für den Bau von Trockenmauern eignen. Deshalb wurden die lokalen Steine zwar teilweise als Läufer (Bausteine) und als Füllsteine eingesetzt, als Binder- und Decksteine kamen dagegen fast ausschliesslich besser geeignete Kieselkalksteine aus dem nahen Steinbruch Ringgenberg zum Einsatz. So konnte ein Mauerbild erreicht werden, welches dem lokal vorhandenen Gestein Rechnung trägt, aber dennoch eine hohe Lebensdauer verspricht.
Grenzen der Übertragbarkeit
Das Objekt datiert aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert und wurde zwischenzeitlich vermutlich mehrfach ausgebessert. Es weist für den Standort typische Baumerkmale auf. Beim Übertragen der Baumethoden auf andere Projekte ist stets dem lokalen und historischen Kontext Rechnung zu tragen.
Kontaktadressen
- Plaung und Projektleitung: Pro Natura (Region Thun), Verena Wagner-Zürcher, Höhenstrasse 14, 3652 Hilterfingen,
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- Spezialist Trockenmauern: Salamandra GmbH, Tom Wizemann und Simon Winzenried, Scheibenstrasse 29, 3014 Bern,
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. - IVS-Fachstelle des Kantons Bern: siehe Adressliste
Quellen
- PRO NATURA, Region Thun, 2011: Projekt Trockenmauern Stampbach am Thunersee. Hilterfingen.
- HÄSLER, Ueli, o. J.: Der Pilgerweg – ein Stück Jakobsweg. O. O.
- TUFNELL, Richard et al., 2009: Trockenmauern. Anleitung für den Bau und die Reparatur. Steffisburg.